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Pflegekräfte in Deutschland: Die Realität jenseits der Sprache

  • Autorenbild: Aydın TEMİZ
    Aydın TEMİZ
  • 22. Juli
  • 3 Min. Lesezeit


Ein Erfahrungsbericht: Mit der Kafkadil Akademie zur Pflege nach Deutschland


Für viele Menschen ist die Entscheidung, als Pflegekraft nach Deutschland zu gehen, nicht nur ein beruflicher, sondern auch ein persönlicher Einschnitt. Sie ist zugleich der Schritt in eine neue sprachliche und kulturelle Welt. Der eigentliche Alltag beginnt jedoch nicht mit dem Bestehen einer Sprachprüfung, sondern danach.


Als Kafkadil Akademie begleiten wir seit Jahren internationale Pflegekräfte auf ihrem Weg nach Deutschland. In diesem Beitrag teilen wir Einblicke in die Herausforderungen, denen unsere Teilnehmer*innen nach ihrer Ankunft begegnen und wie wir sie darauf vorbereiten.



Sprache lernen ist nur der Anfang


Viele unserer Absolvent*innen berichten nach ihrer Ankunft in Deutschland:


„Ich habe die Prüfung bestanden, aber ich verstehe die Patienten kaum.“


Die Ursache liegt oft nicht an mangelndem Wissen, sondern an einem sprachlichen Realitätsunterschied: Das in Sprachkursen erlernte Hochdeutsch unterscheidet sich deutlich von dem Deutsch, das im Alltag - insbesondere in bestimmten Regionen - gesprochen wird. Gerade im Gesundheitswesen, wo Kommunikation essenziell ist, kann das schnell zu Missverständnissen führen.



Regionale Unterschiede: Sprache als Barriere


Ein besonders prägnantes Beispiel ist Bayern. Hier stoßen viele unserer Teilnehmerinnen auf unerwartete sprachliche Hürden. Neben Hochdeutsch wird in vielen Gegenden ein starker Dialekt gesprochen: Bayerisch. Gerade ältere Patientinnen nutzen diesen Dialekt ganz selbstverständlich.


„In den ersten Wochen habe ich fast nichts verstanden. Das war sehr frustrierend.“


Solche Erfahrungen verunsichern, gerade in einem Beruf, in dem klare Kommunikation über Vertrauen und Sicherheit entscheidet.



NRW: Integration durch Offenheit


Ganz anders fällt das Feedback zu Nordrhein-Westfalen aus:

• Die Region ist kulturell vielfältig geprägt.

• Das gesprochene Deutsch ist oft näher am Hochdeutschen.

• Die Menschen reagieren häufiger geduldig und verständnisvoll auf sprachliche Unsicherheiten.


Eine Teilnehmerin formulierte es treffend:


„Hier haben die Leute Verständnis für unser Deutsch. Auch wenn wir Fehler machen – sie hören zu und helfen.“


Solche Rahmenbedingungen erleichtern die soziale und berufliche Integration spürbar.



Was macht die Kafkadil Akademie anders?


Diese Erfahrungsberichte fließen kontinuierlich in die Gestaltung unseres Programms ein. Unsere Ausbildung geht deshalb weit über das reine Sprachenlernen hinaus:

• In den Kursstufen B1 und B2 legen wir besonderen Wert auf mündliche Ausdrucksfähigkeit. Unsere Lehrkräfte sind Muttersprachler*innen, was sehr entscheidend ist, um ein Gefühl für den Klang und die Dynamik der Alltagssprache zu entwickeln.

• Unsere Konversationsclubs bieten Raum für mehr als Sprachtraining. Hier besprechen wir aktuelle Themen, kulturelle Gewohnheiten, Alltagsprobleme und trainieren den Umgang mit realen Kommunikationssituationen.


Denn unser Anspruch ist klar:

Wir vermitteln nicht nur Sprache, wir vermitteln Orientierung.



Zwischen Kommunikation und Kultur: Alltag in der Pflege


Auch wer sprachlich gut vorbereitet ist, steht in Deutschland vor neuen beruflichen Strukturen, viele davon sind kulturell geprägt:

• Der Umgangston ist formeller.

• Pünktlichkeit wird strikt erwartet.

• Dokumentation und Struktur haben oberste Priorität.

• Hierarchien im Arbeitsumfeld sind klar geregelt und werden eingehalten.


Was zunächst befremdlich wirkt, wird mit der Zeit als verlässlich und entlastend empfunden. Wir bereiten unsere Teilnehmer*innen gezielt darauf vor, sprachlich, kulturell und praktisch.



Fazit: Sprache allein genügt nicht


Für viele Pflegekräfte ist Deutschland ein Land der beruflichen Chancen. Doch um hier wirklich anzukommen, braucht es mehr als ein Sprachzertifikat. Es braucht interkulturelle Kompetenz, Geduld und Begleitung.


Genau das ist unser Ziel bei der Kafkadil Akademie: Unsere Teilnehmer*innen nicht nur „auf den Weg“ zu bringen, sondern ihnen das nötige Rüstzeug für ein selbstbewusstes Ankommen zu geben.


Denn Sprache ist ein Werkzeug. Entscheidend ist, wie und wo man es einzusetzen weiß.


Verfasser:Aydın Temiz

Kafkadil Akademie – Koordinator für Deutschunterricht & interkulturelle Bildung

 
 
 

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